Die Cairwyach

Allgemeines

Die Cairwyach sind vermutlich die größte illegale Organisation Phainomainicas. Ihr Name bedeutet etwa „Nebelverkäufer“ in der Sprache der Skrit, und manchmal werden sie auch als „Nebler“ bezeichnet. Sie sind hauptsächlich auf dem wirtschaftlichen Sektor aktiv, speziell im Bereich des Schwarmarktes, aber um Geld anzuhäufen, nutzen sie auch andere ungesetzliche Methoden. Bekannt sind sie aber vor allem als autarke „Händlergemeinschaft“. Die Cairwyach sind für phainomainicanische Verhältnisse uralt; es gab sie schon vor Sunderwright, sie profitierten von seinen Eroberungen, und sie sind jetzt so zahlreich wie nie zuvor (allerdings sind sie momentan deutlich einflussloser, als sie etwa zur Blütezeit des Sklaenhandels waren). Es heißt, dass sie seit der Erfindung des Geldes auf der Welt seien und auch erst zusammen mit dem Geld verschwinden würden. Im Lauf der Zeit haben sie ihre Effizienz mehr und mehr gesteigert, indem sie funktionierende Konzepte verbesserten und aus Fehlern lernten.

Die Organisation ist vor allem in Skent und dem nördlichen bis mittleren Es-Chatonica aktiv, aber genau genommen gibt es keinen halbwegs wohlhabenden Ort in ganz Chrymaä, den sie nicht im Auge hätten. Ihr Hauptsitz ist unbekannt. Es gibt Gerüchte, dass er sich in der Hauptstadt von Skent, Teircair, befindet, aber es gibt auch Gerüchte, dass er wechselt, und sogar, dass die Cairwyach überhaupt keinen Hauptsitz haben.

Fest steht jedenfalls, dass diese Organisation ein weit verzweigtes, komplexes Netzwerk besitzt. Die Cairwyach handeln nicht nur mit selbst produzierten oder gestohlenen Waren, sie stellen auch vieles von dem, was sie für ihre Mitglieder benötigen, selbst her, sodass eine entsprechende Versorgung garantiert ist (was allerdings für die meisten Cairwyach nur „zuviel zum Sterben, zum Leben zu wenig“ bedeutet). Sie haben z. B. Bekleidungs- und Waffenhersteller, Heilkundige, Pferdezüchter, Trainer usw.

Umgangssprachlich kennt man sie hauptsächlich als die „Cair“, was sich etwa „Tscher“ ausspricht.

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Kurze Geschichte der Cairwyach

Es heißt, dass die Organisation von Skrit gegründet wurde. Als die fahlhäutigen Barbaren ihre unwirtliche Heimat verließen, um Handel mit den Städtern zu treiben, blieben sie dabei zunächst relativ erfolglos. Im Lauf der Zeit lernten sie allerdings dazu und entwickelten ein besonderes System, mit dem sie städteübergreifend Handel treiben konnten und wobei eine Hand in die andere wirtschaftete. Die Organisation gewann bald weitere Mitglieder hinzu, die keine Skrit waren (heutzutage arbeiten praktisch gar keine Skrit mehr für die Cairwyach) und wuchs innerhalb weniger Jahrzehnte an. Obwohl sie fast sofort verboten wurden, blieben die Cairwyach stets aktiv. Den größten Wohlstand erlangten sie kurz vor Sunderwright, als der Sklavenhandel florierte und Chrymäa in viele kleine verfeindete Staaten aufgesplittert war. Auch unter Sunderwrights Eroberungskriegen und in den anschließenden Bürgerkriegen erreichten sie einen beachtlichen Umsatz durch Waffenhandel. Der Hexol-Aufschwung allerdings fügte ihnen empfindliche Verluste zu, denn auf die Verbreitung dieser neuartigen Technologie waren sie nicht vorbereitet. Nachdem sie sich jedoch erst einmal umgestellt hatten, machten sie erneut Profit. Zurzeit haben sie die größte Anzahl an Mitgliedern, die sie jemals hatten, vor allem in den niedrigen Rängen: Armut und Hunger der unteren Schichten machen es ihnen leicht, neue Mitglieder zu rekrutieren.

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Stellung der Cairwyach

Jeder Bewohner Chrymäas weiß, dass es sie gibt, und die meisten, bevorzugen, es zu ignorieren. Man kann ohnehin nichts gegen sie tun, so ist die allgemeine Einstellung, wozu sollte man Ärger riskieren, indem man sich mit ihnen anlegt?

Es ist natürlich verboten, für die Cairwyach zu arbeiten, es ist auch verboten, mit ihnen in irgendeiner Form Geschäfte zu machen. Daran halten sich im Allgemeinen aber weder die Bevölkerung noch die Gesetzgeber selbst, denn die Organisation ist und bleibt einer der günstigsten Bezugspunkte für Waren, die man sonst einfach nicht bekommt (Hexolwaffen, Sklaven, chrymäische Artefakte, seltene Tiere, Drogen, Mädchen usw.). Mit Hexoliquid oder Kris handeln die Cairwyach aber nur gelegentlich, was nicht daran liegt, dass sie es nicht wollen, sondern daran, dass es zu auffällig wäre, wenn sie Organa betreiben würden.

Beim Handel mit den Cairwyach besteht auch immer die Möglichkeit, dass man gar nicht bemerkt, mit wem man Geschäfte gemacht hat – oder zumindest erfolgreich so tun kann, als wüsste man es nicht.

Niemand arbeitet offen für die Cairwyach, und auch (oder vor allem) die wichtigen Mitarbeiter haben einen Beruf oder eine Identität, die ihre Tätigkeit auf diesem Gebiet verschleiert, selbst wenn es nur pro forma geschieht. Nur die erbärmlichsten Handlanger, Diebe und Meuchler verbergen ihre Tätigkeit für die Organisation nicht; sie sind auch diejenigen, die am ehesten gefasst werden. Nützliche Informationen verraten können sie aber meist nicht, denn selbstverständlich vertrauen ihre Vorgesetzten ihnen nichts Wichtiges an.

Weil sie im Verborgenen agieren, ist unklar, ein wie großer Teil der Bevölkerung eigentlich zu den Cairwyach gehört; angeblich soll es in einigen Städten Skents kaum Händler oder Verbrecher geben, die nicht für die Organisation arbeiten, zumindest als Nebenverdienst.

Den meisten Schaden fügt die Vereinigung der Cairwyach der Wirtschaft zu. Da sie allerdings zum großen Teil mit verbotenen Waren handeln, hält sich der Verlust für die rechtschaffenen Händler in Grenzen. Den größten Schaden tragen diejenigen davon, die mit Rohmaterialien handeln, denn daran haben die Cairwyach immer Bedarf, und sie beziehen sie von ihren eigenen Leuten meist deutlich günstiger, als sie normalerweise verkauft werden.

Insgesamt gesehen stellen die Cairwyach außer für diejenigen, die ihnen zufällig direkt im Weg sind, keine große Gefahr dar. Sie sind illegal, sie sind schädlich, aber sie sind auch in gewisser Weise Teil der Gesellschaft und werden mehr oder weniger zwangsläufig geduldet.

In den meisten Städten geht die Wache gegen sie vor, so gut sie kann, allerdings mit nur geringem Erfolg. Wie ihr Name schon sagt, sind die Cairwyach wie Nebel: Man weiß, dass etwas da ist, aber man bekommt es einfach nicht zu fassen.

Übrigens dienen die Cairwyach den Menschen Chrymäas gern als Sündenbock für Missstände beliebiger Art, selbst wenn sie überhaupt nichts damit zu tun haben.

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Struktur der Organisation

Die Cairwyach sind streng hierarchisch aufgebaut und in sogenannte Knoten aufgeteilt, wobei jeder Knoten das Gebiet einer Stadt umfasst und auch nach ihr benannt ist (z. B. Teircair-Knoten, Skellybone-Knoten). Auch diese sind je nach Bedeutung und Leistung hierarchisch strukturiert, d. h. der höherrangige Knoten kontrolliert den niedrigeren, kassiert von ihm, erteilt gegebenenfalls auch Strafen und gibt Befehle dorthin weiter. Natürlich können Befehle auch mit „Überspringen“ einer Zwischeninstanz erteilt werden, auf jeden Fall werden sie immer von oben nach unten weiter gegeben.

Jeder Knoten enthält eine bestimmte Anzahl von Mitarbeitern (zwischen mehreren hundert und ca. 20 Personen), unter denen wiederum strenge Hierarchie herrscht. Allerdings unterscheidet sich die Struktur immer ein wenig, es gibt keinen allgemeinen Konsens, wie diese Hierarchie auszusehen hat. Jeder Knoten ist einerseits angehalten, selbständig zu arbeiten, andererseits dazu, die Befehle, die vom nächsthöheren Knoten kommen, penibel zu befolgen. In regelmäßigen Abständen werden die Knoten von hochrangigen Mitgliedern kontrolliert, ob sie auch effektiv arbeiten. Je nach Umgebungsbedingung hat jeder Knoten einen vorgeschriebenen Gewinnsatz, den er erreichen muss (oder auch andere Leistungen, die erbracht werden sollen). Falls es Schwierigkeiten gibt, ist jeder Cair verpflichtet, sich an die nächsthöhere Instanz zu wenden. Mangelnde Leistung wird streng bestraft. Von dem Gewinn, den jeder Knoten macht, geht meist der größte Teil an die nächsthöheren Knoten von wo der Gewinn wiederum nach oben weiter gegeben wird. Was dem jeweiligen Knoten bleibt, wird für die Versorgung der Mitglieder verwendet. Viel ist dies vor allem bei den unwichtigeren Zweigstellen nicht.

Der Profit, den die Cairwyach machen, landet also schließlich bei wenigen wichtigen Personen der Organisation. Diese benutzen es, um die Pläne der Cairwyach weiter voran zu bringen, noch mehr Geld zu machen und weiter zu expandieren.

Wer versucht, in die eigene Tasche zu wirtschaften, und dabei erwischt wird, ist des Todes. Bei der extremen Kontrolle innerhalb der Organisation ist dies jedoch auch nur schwer möglich.

Cairwyach-Mitarbeiter können in ihrem Knoten (manchmal sogar darüber hinaus) in der Hierarchie aufsteigen, und das wollen sie natürlich auch. Um an einen höheren Posten zu gelangen, sind alle Mittel erlaubt – nur erwischen lassen sollte man sich nicht. Denn es ist das Wichtigste, dass die bestehende Ordnung nicht aus dem Gleichgewicht gerät und die Effizienz dadurch gefährdet wird. Ein Cair braucht nicht unbedingt seinen Vorgesetzten zu ermorden, um dessen Platz einzunehmen (wenn das auch vermutlich oft vorkommt), er kann auch durch gute Leistung Eindruck machen. Dann besteht allerdings die Möglichkeit, dass der Vorgesetzte den Emporkömmling unter einem Vorwand degradieren oder eliminieren lässt, bevor er seiner Position gefährlich werden kann.

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Das Leben als Cairwyach

Es gibt viele Gründe, den Cairwyach beizutreten. Die meisten Mitglieder treten den unteren Rängen bei – hier herrscht auch der bei weitem größte Mitgliederverschleiß – und der Grund ist häufig der, dass sie nicht wissen, wie sie sonst überleben sollen. Es sind die Mittellosen, Hungrigen und Verzweifelten, die von der Organisation geködert werden. Denn was ist schon dabei, jemanden für ein warmes Essen zusammenzuschlagen?

Wer erst einmal für die Cairwyach gearbeitet hat, entkommt ihnen nur schwer: Jedes Mitglied ist erfasst. Sollte jemand Verrat üben oder sich gegen die Cairwyach wenden, wird das früher oder später zwangsläufig bemerkt, und der Betreffende wird zur Rechenschaft gezogen (und dies dient als abschreckendes Beispiel für all jene, die vielleicht mit dem Gedanken gespielt haben, etwas Ähnliches zu tun). Dass jedem Mitglied nur das Nötigste an Informationen über die anstehenden Pläne vermittelt wird, versteht sich von selbst. Verrat von Informationen wird auch dadurch erschwert, dass viele Mitglieder der Cairwyach Decknamen haben und Nachrichten in den meisten Fällen mündlich und in einer kodierten Geheimsprache übermittelt werden (siehe „Cairwelsch“).

Jeder, der für die Organisation arbeitet, erhält je nach Rang einen Sold. Dieser Sold ist jedoch nicht hoch; er reicht nur knapp kalkuliert dafür aus, dass der betreffende Cair am Leben bleibt und seinen Aufgaben nachkommen kann.

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Cairwelsch

Cairwelsch ist ein Kunstgriff der Cairwyach, der es sehr erschwert, einen bedeutenden Schlag gegen diese Organisation zu landen. Es handelt sich dabei um eine Art Geheimsprache, bei der einige Begriffe durch andere ersetzt werden. Zusätzlich besitzt jeder Knoten sein eigenes Vokabular. Orte und Personen tragen bestimmte Namen, und nur Eingeweihten ist die Entschlüsselung bekannt.

Botschaften zwischen den Cairwyach werden gern mündlich übermittelt. Die Boten kennen den Schlüssel normalerweise nicht und wissen selbst nicht, welche Informationen sie hin und her tragen. Selbst wenn ein Bote abgefangen und zum Reden gebracht wird, klingt seine Botschaft bestenfalls kryptisch, z. B.: „Die Flöhe haben den Wagenlenker mit starkem Bier eingefroren, daher soll der Hase beim Friedhof musizieren.“

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