"Es gibt keinen Zweifel, dass die Chrymäer in jeder Beziehung die besseren Menschen waren, die kundigeren Politiker, die talentierteren Künstler, die fähigeren Magier … wäre unsere Sprache auch nur halb so komplex wie die ihre, ich würde uns Kultur zubilligen! Oh, Chrymäa, du Blume unserer Welt, an welchem Gift bist du eingegangen?"
- aus den privaten Tagebuchaufzeichnungen von G. R. I. P. Sunderwright
Die meisten chrymäischen Schriftstücke sind uns leider verloren, dennoch hat die Wissenschaft Glück: Die wohl berühmteste chrymäische Stadt, Chaldragent, versank in einem Sumpf*, der die Stadt in ihrer Gesamtheit konservierte, darunter auch eine Bibliothek. Der größte Teil der Stein- und Wachstäfelchen sowie das Innere der meisten Schriftrollen ist heute noch lesbar und gibt einen Einblick in die umfangreiche literarische Szene des chrymäischen Reiches. Den hier gefundenen Schriften es sind mehrere tausend Bücher kann man auch vieles über die politische und magische Entwicklung der Zeit entnehmen.
Das chrymäische Reich erstreckte sich über den gesamten Kontinent. Selbst im Norden von Skent findet man noch Spuren von Besiedlung. Das Zentrum ihrer Kultur scheint jedoch im heutigen Marou gelegen zu haben. Nur dort kann man spezielle Phänomene in ihren Städten und Dörfern beobachten, die den Wissenschaftlern noch heute Rätsel aufgeben.
So gibt es in fast jeder chrymäischen Ansiedlung dort Wachtürme. Es existieren sogar Ansiedlungen, die fast nur aus Wachtürmen bestehen. Dies lässt keinen anderen Schluss zu, als dass die Chrymäer einen Krieg führten, der sich über Jahrhunderte hinzog gegen welchen Feind sie kämpften, wissen wir jedoch nicht. Auch wurde kein Schlachtfeld gefunden, das auf einen Kampf der Chrymäer hinweist. In der Literatur findet sich kein Hinweis auf diesen Krieg, fast, als handle es sich um etwas, was nicht ausgesprochen oder aufgeschrieben werden müsse, weil es jeder wusste.
Ein weiteres Rätsel sind die zahlreichen Hinweise auf Wesen, die wir heute als „Monstren“ bezeichnen. Wandgemälde und Mosaike zeigen sie uns, Erzählungen berichten von ihnen. Wir sehen geflügelte Schlagen von der Größe eines Palastes, monströse Schweine, käferähnliche Ungeheuer und noch anderes, für was sich schwerlich ein Ausdruck finden lässt wirkt es doch fast so wie eine Mischung zwischen Tier und Gegenstand. Immer wieder erscheint dieses Motiv in der chrymäischen Kultur, und meist ist die Rede davon, wie eine heldenhafte Gruppe von Menschen auszieht, um diese seltsamen Wesen zu bezwingen. An dieser Stelle darf ich auch die Ansicht einiger Wissenschaftler nicht unerwähnt lassen, es seien sogar Überreste dieser Urzeitwesen erhalten. Als Beweis führen sie Schwertgriffe aus Knochen an zu welchem Tier diese Knochen gehören, konnte bis heute nicht herausgefunden werden Kronen und Rüstungen aus einem chitinähnlichen Material usw. Ich persönlich halte diese Überbleibsel jedoch eher für einen Beweis der erstaunlichen Kunstfertigkeit der Chrymäer. Seriöse Wissenschaftler können nicht ernsthaft in Betracht ziehen, dass der Stoff für Kindermärchen einmal auf dieser Welt existiert hat!
Untersuchungen an den Knochen der Chrymäer zeigen interessante Ergebnisse. Das antike Volk war im Durchschnitt nur ca. 1, 40 1, 55 m groß und dabei recht schlank. Ihr Schädel besitzt im Vorderbereich eine minimal größere Auswölbung als der unsere.** Eine ähnliche Schädelform können wir bei den Drachenmenschen vorfinden. Es wird daher vermutet, dass die Chrymäer über ein ähnliches Magiegespür verfügten wie dieses Chimärenvolk, ja dass sie sogar ebenfalls in der Lage waren, Auren zu erkennen. Daher ist es uns umso unverständlicher, warum ihnen eine Nutzung von Hexol offenbar fremd war, wo sie dazu eventuell sogar noch bessere Voraussetzungen hatten als wir. Manche Anthropologen schreiben den Chrymäern auch telepathische Fähigkeiten zu. Bewiesen werden kann dies freilich nicht.
Die Chrymäer lebten in Städten, die offenbar zum Teil vor dem Bau sorgfältig geplant wurden und im Laufe der Zeit immer mehr gewachsen sind. Ihre Häuser bestanden aus kunstvoll gebrannten, teilweise auch farbig glasierten oder schön gemusterten Ziegeln und waren in der Regel drei- bis viergeschossig, wobei sich mehrere Generationen derselben Familie ein Haus teilten. Es gab innerhalb der Städte große Grünanlagen und öffentliche Plätze sowie überdachte Versammlungshallen.
Die Wissenschaft streitet darüber, ob die Chrymäer auch Seefahrer waren. Der technischen Entwicklung nach muss ihnen zumindest die Küstenschifffahrt ein Leichtes gewesen sein. Es gibt jedoch keinen konkreten Hinweis darauf, dass sie Chrymäa verlassen hätten und über das offene Meer gesegelt wären. Manche Wissenschaftler glauben, dass sie bis nach Yun gelangten und sich dort ansiedelten, ja sie halten die Yunai sogar für die Nachfahren der Chrymäer. Der Grund sind die Mosaike und Zeichnungen aus Chaldragent, auf denen die Chrymäer schwarzhäutig und schwarzhaarig dargestellt werden.
Geheimnisumwittert sind die Chrymäer vor allem deswegen, weil ihr plötzlicher Untergang bis heute nicht erklärt werden kann. Nachdem sie Jahrhunderte lang auf Chrymäa herrschten, ohne dabei in bedeutende Konflikte verwickelt zu werden, brach offenbar auf einmal ein Bürgerkrieg unter ihnen los. Dies ist die einzige Epoche, aus der wir Überreste chrymäischer Schlachten finden Kämpfe, in der Landsleute Landsleute grausam niedermachten. Zudem scheint es zu diese Zeit zu einer massiven Häufung unterschiedlicher Naturkatastrophen gekommen zu sein; Erdbeben, Vulkanausbrüche, Hochwasser, Stürme, Meteoriteneinschläge.
Die Wirkungsgeschichte der Chrymäer ist groß, wenn ihre Erforschung auch erst kurz vor Sunderwrights Erscheinen einsetzte. Ihre komplexe Sprache dient uns noch heute als Wissenschaftssprache. Sunderwright war von der chrymäischen Kultur geradezu besessen, und seinem Forscherdrang verdanken wir auch die meisten frühen Entdeckungen sowie die Rekonstruktion einiger Zauber***.