Philosophie: Weltretter

Die Weltretter sind eine Abspaltung von den Ordnungsmachern, was diese, obgleich unverdient, bei der Bevölkerung in Misskredit gebracht hat – denn die Weltretter haben es als erste phainomainicanische Philosophenschule geschafft, dass die Verbreitung ihrer Lehre unter Verbot gestellt wurde.

Die beiden verwandten Philosophenschulen teilen einige Ähnlichkeiten, unterscheiden sich aber auch in prägnanten Punkten. Ähnlich wie auch die Ordnungsmacher glauben die Weltretter, dass die Welt von sich aus eine vollkommene Ordnung besitzt, und ebenso wie diese glauben sie an die Existenz eines „Weltgeistes“. Während die Ordnungsmacher diesen „Weltgeist“ aber mehr als Abstraktion der allgegenwärtigen Ordnung verstehen, sehen die Weltretter die Welt selbst als eine Art Wesenheit an. Sie gehen auch anders als die Ordnungsmacher nicht davon aus, dass die Weltordnung in stetiger Veränderung begriffen ist, sondern halten diese Ordnung für fest und unveränderlich. Aus diesem Grund betrachten sie jede Veränderung außerordentlich kritisch. Sie glauben, dass größere, weltbewegende Veränderungen den Weltgeist schädigen und damit die Welt selbst gefährden können. Das größte Problem sehen sie in der Hexol-Produktion, die ihrer Ansicht nach ungeahnte, zerstörerische Auswirkungen entwickeln könnte.

Viele Jahrzehnte lang konnten die Weltretter ungestört ihrer Lehre anhängen, wenngleich sie auch aufgrund ihrer Ansichten vielfältigem Spott ausgesetzt waren. Dies änderte sich schlagartig vor etwa zwanzig Jahren, als die Anschläge begannen. Eine militante Gruppierung von Weltrettern begann mit Anschlägen auf die vier großen Organa von Es-Chaton, um die Hexol-Produktion zu stoppen. Als der erste Anschlag gelang und ein Viertel von Es-Chatons Stadtgebiet tagelang ohne Energieversorgung war, griff der Staat ein: Er stellte die Lehre der Weltretter unter Verbot und jagte die Unruhestifter gnadenlos.

Nachforschungen über die Identität der Verbrecher, die sich selbst als Weltretter bezeichnet hatten, ergaben zunächst Überraschendes: Unter ihnen befanden sich so gut wie keine Philosophen. Stattdessen hatten Mitglieder der untersten Gesellschaftsschicht die Anschläge verübt; Halborks, Halbelfen, Bewohner des Armenviertels unterhalb Es-Chatons. Einige von ihnen gaben an, durch die Hexol-Produktion persönlichen Nachteilen ausgesetzt zu sein.

Die Weltretter-Krise erschien vielen als Ende der freien Philosophie Phainomainicas; zur allgemeinen Erleichterung konnten jedoch die anderen Philosophenschulen ihre Lehren unbehelligt fortführen.

Bedauerlicherweise haben die Anschläge auf die Organa jedoch noch kein Ende genommen; weiterhin stehen die Gebäude unter schwerer Bewachung, um Verbrecher fernzuhalten und den Bewohnern von Es-Chaton eine andauernde Energieversorgung zu gewährleisten. Die verbotene Philosophenschule der Weltretter existiert im Untergrund weiter. Sie ist zum Sammelbecken Unzufriedener und Benachteiligter geworden, die ihrem Unwillen unter dem Vorwand, die Welt zu retten, mit Gewalt Nachdruck verleihen. Und längst beschränken sich die Anschläge nicht mehr nur auf die Organa; auch private Kris-Hersteller wie Pearworth und vor allem Scheffler sahen sich bereits anonymen Drohungen ausgesetzt.

nach oben

zurück zur Philosophie-Übersicht