Drachenmenschen
von Philus F. Tinker


Drachenmenschen; männlich und weiblich

Allgemeines und Physiognomie

Zu allen Zeiten hat die Magie Erstaunliches hervorgebracht und die Körper lebender Wesen miteinander kombiniert. Diese Wissenschaft der Kombination ist als Synagosomatik oder Chimärologie bekannt. Heute lebendes Produkt der Chimärologie, welche fähige Magier direkt nach der Landung Es-Chatons ausübten, sind die sogenannten Drachenmenschen. Sie stammen von wenigen Paaren chimärologisch veränderter Menschen ab. Ziel der Synagosomatiker war es, ein Menschenvolk mit herausragenden magischen Fähigkeiten und der sogenannten „Aurensicht“ zu erzeugen. Es gelang ihnen, indem sie menschliche Körper mit besonders magieempfänglichen Tierarten vermischten. Unter diesen Tieren befanden sich auch Drachenartige, sodass die neu entstandenen Chimären den Namen Drachenmenschen erhielten.

Äußerlich unterscheiden sich Drachenmenschen meist nur gering von anderen Menschen, sind jedoch gewöhnlich dennoch unzweifelhaft zu erkennen. Meist verraten sie ihre Augen, die im Dämmerlicht leuchten, das Licht reflektieren oder reptilien- und katzenartig starr wirken. Ihre fast sprichwörtliche körperliche Schwäche drückt sich nicht selten in einer dürren, ja zerbrechlichen Gestalt aus. Zudem mag man bei genauerem Hinsehen an ihnen auch gewisse Merkmale von Degeneration bemerkten, die für alle Chimären typisch sind. Dabei treten z. B. verkümmerte Ohren auf, Haarlosigkeit, fehlende oder zusätzliche Finger usw. Ferner ist Unfruchtbarkeit bzw. Impotenz unter Drachenmenschen verbreitet, dazu kommen Totgeburten, sodass sie sich nicht so häufig fortpflanzen, wie es wünschenswert wäre. Pflanzen sie sich mit Menschen fort, so besitzen die Nachkommen ebenfalls einen großen Teil dieser außergewöhnlichen Begabungen, aber auch der Schwächen, sodass auch diese Kinder Drachenmenschen genannt werden. Der Staat sieht es dennoch gern, wenn sich Drachenmenschen mit Drachenmenschen verbinden, damit auch in Zukunft die Organa angemessen überwacht werden können.

Auch sind Drachenmenschen wesentlich anfälliger für Krankheiten, als es Menschen oder Angehörige irgend einer andere bekannten Rasse sind. Nicht selten sterben sie einen elenden Tod an einer einfachen Erkältung, und schwerere Krankheiten lassen oft bleibende Schäden an ihnen zurück. Auch von Geburt an haben sie manchmal Krankheiten, die bei Menschen nur sehr selten vorkommen, z. B. eine erhöhte Brüchigkeit der Knochen u. a. Diese Krankheiten treten zwar auch bei Drachenmenschen nur selten auf, aber trotzdem häufiger als bei Menschen.

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Intellekt und Fähigkeiten

Die magischen Fähigkeiten dieser Chimären sind bemerkenswert. Sie sind in der Lage, magische Auren und Schwingungen visuell wahrzunehmen ( „Aurensicht“), ja einige von ihnen vermögen sogar Gesundheitszustand und Stimmung anderer Menschen anhand von deren Auren einzuschätzen. Erschaffen wurden sie, als sich der Siegeszug der Hexol-Technologie ankündigte, zur Überwachung und Wartung der Organa, ihre Fähigkeiten reichen jedoch weiter. So findet man sie heute nicht nur in den Organa, sondern in allen Gebieten des öffentlichen Lebens, vor allem dort, wo Magie in irgend einer Form gewirkt wird.

Sowohl das Erlernen von Zaubern als auch der Umgang mit kristalliertem Hexol stellt für Drachenmenschen keine Schwierigkeit dar, und sie vermögen das Hexol oft auch besonders effektiv zu nutzen. Der Intellekt der Drachenmenschen steht denen der Menschen in nichts nach, ist diesem jedoch auch nicht überlegen (wie bisweilen behauptet wird). Wahrhaftig haben die Chimärologen Besonders geleistet, da der menschliche Geist der Drachenmenschen kaum durch ihre tierischen Anteile getrübt wird.

Die Empfindsamkeit der Drachenmenschen macht diese jedoch zugleich zu hypersensiblen, anfälligen Wesen. Sie haben schärfere Augen und Ohren als Menschen, einen besseren Geruchs- und Geschmackssinn, und es scheint, als würde sie zusätzlich mit ihrer Aurensicht die Vielfalt ihrer Wahrnehmungen überfordern. Vielleicht ist dies der Grund, warum sie zu unberechenbarem Verhalten neigen. So ist es bereits vorgekommen, dass ein Drachenmensch plötzlich jemanden mit einem heftigen Zauber attackierte, weil er sich durch irgend eine Bemerkung tödlich beleidigt fühlte. Ich persönlich habe schon häufig mit Drachenmenschen gesprochen, und auch mir fielen Kommunikationsschwierigkeiten auf: Entweder erfassten sie einen Sachverhalt augenblicklich, oder es war schwierig, ihnen denselben Sachverhalt verständlich zu machen, und es fiel an ihnen eine fortwährende Zerstreutheit auf. Bisweilen machten sie Bemerkungen, deren Zusammenhang ich nicht sofort verstand.

Insgesamt scheinen die Drachenmenschen trotz ihrer ungewöhnlichen Gaben häufig nicht in der Lage zu sein, die Handlungen und Reaktionen ihrer Umwelt richtig zu deuten. Woran das liegt, konnte bislang nicht geklärt werden.

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Position innerhalb der Gesellschaft

Unsere „Hexolgesellschaft“ ist zweifelsohne auf die Drachenmenschen angewiesen. Ohne sie wäre es wesentlich schwieriger, den reibungslosen Ablauf der Hexol-Produktion zu garantieren. Aus diesem Grund gibt es wohl kaum jemanden, der die Chimären nicht mit einem gewissen Respekt behandelt.

Gesetzlich genießen sie vollständige Gleichberechtigung. Sie dürfen wählen, die Universitäten besuchen und auch selbst unterrichten, wovon sie nicht selten Gebrauch machen.

Dennoch macht ihr sonderbarer Mangel, das Verhalten anderer korrekt einzuschätzen, sie zu Außenseitern in der Gesellschaft. Drachenmenschen haben im Schnitt nicht viele Freunde, sie sind selten verheiratet, und sich in der komplizierten sozialen Struktur unserer Welt zu bewegen, bereitet ihnen Schwierigkeiten. Dennoch sind sie aus unserer modernen Welt nicht mehr wegzudenken.

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