Imps
von Philus F. Tinker

Allgemeines und Physiognomie

Weder als Volk noch als Rasse beschrieben werden können die Imps, die Begleiter unserer Magier. Genau genommen können sie nicht einmal angemessen von einem Wissenschaftler meines Gebietes beschrieben werden, denn es handelt sich weder um eine kulturschaffende Gemeinschaft noch um eine bestimmte Volksgruppierung, ja nicht einmal um lebendige Wesen im eigentlichen Sinne.

Imps sind mittels Magie belebte Kreaturen. In der magischen Wissenschaft kennt man sie auch als Golemiden oder Homunculi. Anstelle eines Herzens besitzen sie einen Hexol-Kristall, der sie am Leben erhält. Man sieht Imps in mannigfaltigen Formen, wie sie der menschliche Geist nur erfinden kann, dabei sind sie kaum jemals größer als eine Elle.

Besonders verbreitet sind Imps in Tier- und menschenähnlichen Gestalten, wobei die Unterschiede zu den jeweiligen Tieren, welche ihre Gestalt nachzuahmen sucht, jedoch stets offensichtlich sind. Auch Mischformen sind nicht selten. So sieht man z. B. Katzen mit Fledermausflügeln, Raben mit Menschenköpfen, drachenartige Echsen, achtbeinige nackte Ratten, feengleiche Wesen mit Fühlern und Schuppen und gar Erstaunlicheres. Die bunten Körperfarben der Imps wirken belustigend oder ästhetisch. Ich vermag hier nur einen unzureichenden Eindruck der Vielfalt zu vermitteln, welche die Körperformen der Imps ausmachen.

Imps sind geschlechtslose Wesen. Sie pflanzen sich nicht fort, und Liebe und Sexualität sind ihren wesensfremd. Ihr Verstand reicht nicht aus, um diesen wichtigen Aspekt des menschlichen Lebens nachzuvollziehen oder gar zu begreifen, ein Umstand, der häufig zu Heiterkeit Anlass gibt.

Imps „leben“ so lange, wie ihnen der Hexol-Kristall Energie verleiht und wie der Magier lebt, an den sie gebunden sind. Somit können sie leicht ein Alter von über fünfzig Jahren erreichen. Intensives Zaubern verkürzt ihre Lebensdauer jedoch, da es die Reserven des Kristalls erschöpft.

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Intellekt und Fähigkeiten

Sämtliche Imps sind mit einem gewissen Verstande ausgestattet und zum Sprechen befähigt. Das Erstaunliche daran ist, dass sie keine inneren Organe besitzen, die bei anderen intelligenten Lebewesen zum Sprechen zwingend notwendig sind, weder Gehirn noch Lunge, ja nicht einmal irgend ein Herz oder irgend ein sonstiges Organ. Sie bestehen allein aus der Substanz, aus der sie vom Magier verfertigt wurden. Es ist die Magie, welche ihnen diese Fähigkeiten verleiht. Man muss jedoch anmerken, dass es um den Intellekt der Imps nicht unbedingt überragend bestellt ist. Sie eignen sich als Helfer der Magier, können jedoch nur in begrenztem Umfange eigene Entscheidungen treffen sowie selbständig handeln. Jedoch verbessern sie im Laufe einer längeren Existenz ihre Fähigkeiten und Kapazitäten meist bedeutend.

Zudem – Wunder der Magie! – hat jeder Imp seinen eigenen, unverwechselbaren Charakter. So erstaunt es nicht, dass ein Imp seinem Besitzer im Laufe der Zeit sehr ans Herz wachsen kann und von diesem nicht nur wie ein Haustier, sondern oft beinahe wie ein Mitbewohner behandelt wird. Ein Magier gibt seinem Imp nicht selten einen Namen und pflegt sich mit ihm zu unterhalten – der Wissenschaftler, der mit seinem Imp streitet, ist wohl jedem zumindest als komische Figur aus Zeitung und Theater bekannt.

Ein Magier kann seinen Imp selbst erschaffen oder die Dienste eines Materiasomatikers* in Anspruch nehmen, der diese Arbeit für ihn erledigt und den Imp nach den Wünschen des Magiers formt. Die Bindung an den Magier findet statt, indem dieser den Hexol-Kristall aktiviert. Dass, wie das Volk behauptet, einem Imp zusätzlich noch regelmäßig Blut gefüttert werden muss, halte ich persönlich für ein Gerücht.

Der Nutzen eines Imps ist beträchtlich. Besonders drei Fähigkeiten der kleinen Wesen sind für ihre Besitzer hilfreich:

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Position innerhalb der Gesellschaft

Rechtlich werden Imps als Gegenstände definiert. Ihre „Tötung“ gilt daher beispielsweise auch nur als Sachbeschädigung. Trotz der Zuneigung, die manche Magier für ihre Imps empfinden, werden die Golemiden kaum durch Gesetze geschützt. Straffrei ist es einem Magier auch gestattet, seinen Imp zu vernichten, etwa wenn dieser sein Missfallen erregt hat. Um einen Imp auszulöschen, genügt es gewöhnlich, seinen Körper zu zerstören, sicher ist es jedoch, den Hexol-Kristall ebenfalls zu zerstören oder zu deaktivieren. Ansonsten kann es geschehen, dass der Imp seine Existenz mit einem verstümmelten Körper weiter führt, denn die kleinen Wesen sind für ihre Größe außerordentlich widerstandsfähig. Ja, nicht selten sieht man Imps mit übel zugerichteten Gliedmaßen, welche die Wut ihrer Herrn offenbar schon häufiger getroffen hat – ein unschöner Anblick, wenn auch völlig legal.

Die unteren Gesellschaftsschichten frönen schon länger einem zweifelhaften Vergnügen: Der Beobachtung von Imp-Kämpfen. Dabei hetzen zwei Magier ihre dienstbaren Geister aufeinander, und ein Imp versucht, den anderen zu vernichten. Der Besitzer des siegreichen Imps erhält eine Prämie und kann an weiteren Kämpfen teilnehmen. Der Pöbel schließt zudem Wetten auf die beiden Imps ab. Dergleichen soll beispielsweise in Es-Chatonia Ima täglich stattfinden.

Zu guter Letzt bleibt jedoch noch zu sagen, dass sich meist nur wohlhabende Magiekundige einen Imp leisten können. Allein die Kosten für den Hexol-Kristall belaufen sich auf beträchtliche Summen. Zudem fällt auch die Entscheidung nicht leicht, sich tatsächlich auf die dauerhafte Gesellschaft eines solchen Wesens einzulassen.

Imps gehören zu unserer Kultur wie unsere Magier, wenn auch längst nicht jeder Zauberer einen Imp besitzt. Dass sich in Zukunft etwas an ihrer gesellschaftlichen Position ändern wird, dünkt mich unwahrscheinlich. Auch wies bisher kaum ein Imp die Bestrebung auf, nicht als Gegenstand definiert zu werden und unabhängig von seinem Herrn zu leben.

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