Teske
von Philus F. Tinker

Uneinig ist sich die Wissenschaft noch immer darüber, ob die Rasse der Teske den intelligenten Lebewesen zugerechnet werden kann oder nicht. Als „kulturschaffend“ kann man diese Vierfüßer wohl bei bestem Willen nicht bezeichnen. Der Ausdruck, bei dem wir sie nennen, bedeutet in der Sprache der Orks in etwa „Jäger“.

Teske gehören zu den Hundeartigen. Sie erreichen etwa einen Meter Schulterhöhe und besitzen eine bucklige Gestalt, da ihr Hinterteil mit dem buschigen Schwanz tiefer angesetzt ist als die Schultern. Ihr Fell hat eine bräunliche Grundfarbe, ist jedoch unregelmäßig mit bunten Flecken übersät. Sie bewegen sich in einem unbeholfen wirkenden Galopp fort, erreichen beim Laufen aber eine beachtliche Geschwindigkeit und überholen einen Menschen ohne Probleme. Ihr rundlicher Kopf mit spitzen Schnauze und den großen, beinahe kreisförmigen Segelohren wirkt auf den menschlichen Betrachter nicht unangenehm. Der Grund mag vor allem im ausdrucksstarken Mienenspiel der Teske liegen: Die schwarzen Augen mit den buschigen Brauen und die beweglichen Lefzen sind zu einer Mimik fähig, wie sie eigentlich nur die Menschen und Menschenähnlichen kennen. So können Teske beispielsweise sichtbar lächeln oder trauern. Auch ihre sonstige Körpersprache ist äußerst vielfältig und verrät dem Betrachter so manches über die jeweilige Verfassung des Teske. Zum Sprechen sind sie freilich nicht befähigt, nur zum Bellen, dies allerdings auf die unterschiedlichsten Arten. Außerdem hört man von ihnen bisweilen noch ein gequältes Jaulen oder drohendes Knurren.

Weshalb die Teske als intelligente Rasse überhaupt in der Diskussion stehen, liegt an ihrer engen Verbindung mit den Orks, neuerdings gar mit den Menschen. Es ist erwiesen, dass Teske fähig sind, Befehle in einer vertrauten Sprache wörtlich zu verstehen und auszuführen. Zudem reagieren sie durch Beobachten einer Situation selbständig und offenbar mit Wissen über die Zusammenhänge der Dinge.

Für die wildlebenden Orks nehmen die Teske in ihrer Kultur und ihrem Leben einen bedeutenden Platz ein. Weder Orks noch Teske sind allein dazu in der Lage, Jagdwild zu beschleichen und zu erbeuten; in ihrer symbiotischen Zusammenarbeit überwältigen sie jedoch die überaus aufmerksamen Sjendar-Antilopen, die ihre Hauptnahrungsquelle darstellen. Zudem geben Orkfrauen nach der Niederkunft nur wenig Muttermilch, sodass die Säuglinge fast immer unter einen Wurf junger Teske gelegt werden. Die Hündin kümmert sich um die Orks wie um ihre eigenen Jungen, und die Orkkinder scheinen dadurch erstaunlicherweise umso besser zu gedeihen. Sie bilden mit den Teske, mit denen sie aufwachsen, eine feste Gemeinschaft. Die Hundartigen werden von den Orksippen nicht wie Tiere, sondern beinahe wie Mitglieder ihres Stammes behandelt. Sie schlafen in den Zelten der Orks, jagen mit ihnen, teilen ihre Mahlzeiten, spielen mit ihren Kindern und ziehen ihre Schlitten durch die Steppen. Dabei findet zwischen den beiden Rassen eine verblüffend differenzierte Kommunikation statt.

Die Orks sind es auch, die den Teske ihre Namen geben, und zwar in ihrer eigenen, der orkischen Sprache, die von den Teske vermutlich wörtlich verstanden wird. Sie benennen sie nach den speziellen Eigenheiten des einzelnen Teske. In die Menschensprache übersetzt, klingen diese Namen etwa wie Zottelfell, Beißer, Knickohr, Hinkebein u. ä.

In den östlichen Steppen Lukiens, wo Orks und Teske noch weitgehend ungestört zusammenleben, sieht man kaum jemals einen Ork ohne „seinen“ Teske umherziehen. Doch in den Randgebieten der Städte, wo sich die Orks neuerdings ansiedeln, beginnt diese Gemeinschaft zu zerbrechen. Hier ist es nicht länger nötig, Gazellen zu jagen, und sowohl die Orks als auch die Hundeartigen müssen zu anderen Methoden greifen, um zu überleben.

Die Menschen haben sich die Intelligenz der Teske zunutze gemacht und verwenden die Wesen zu allerlei Diensten, welche sie mit treuer Ergebenheit erfüllen. Denn den Teske ist eine fast rührende Freundlichkeit und Aufrichtigkeit zueigen, die an ihre Hundeverwandten erinnert. Zusammen mit ihren scharfen Tiersinnen ergibt dies eine nutzbringende Mischung. So werden die Geschöpfe von uns Menschen für allerlei Botendienste eingesetzt, zudem dienen sie als bessere Wach- oder Spürhunde sowie als billige Kämpfer, da sich ihre Wünsche nach Lohn auf einige Stücke Fleisch pro Tag beschränken.

Wie intelligent die Teske jedoch tatsächlich sind, konnte bisher nicht abschließend herausgefunden werden. Ihre Intelligenz ist eindeutig niedriger als die der Orks und Menschen, dabei aber deutlich höher als die der Wüstenhunde, die ihnen am ehesten gleichen.

Teske erreichen ein Alter von bis zu 35 Jahren, sind mit zwei Jahren jedoch bereits fortpflanzungsfähig. Ihr Wurf besteht aus bis zu fünf Jungen. Dennoch sind die possierlichen Wesen heute vom Aussterben bedroht, mehr noch als die zähen Orks. Denn die Orks sehen sich offensichtlich eher in der Lage, sich ohne die Teske zu behaupten, als diese ohne sie.

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